BMW R50S von Nils

Homerun, Fachwerk aus der Soester Börde

Vor ein paar Jahren kehrte Nils Bialuch seiner Heimatstadt Bochum den Rücken, gab seinen Beruf auf und ist mit Frau ins beschauliche Welver im Kreis Soest gezogen. Er hatte die Nase voll von Hektik, Stress und der Oberflächlichkeit des Stadtlebens, besann sich auf alte Traditionen - die ihm wichtig sind - renovierte ein Haus, zeugte zwei Kinder und baute eine große Garage für Motorräder, seine Leidenschaft seit er zurück denken kann. Er baute Motorräder zu Bobbern, Choppern und Café Racern um, begann mit BMW Teilen zu handeln.

Jetzt, wo sich das Leben und die Arbeit auf dem Land eingespielt hat, nutzte er die 10 Wochen Sommerpause um ein Custombike zu bauen, das ihn schon länger gedanklich beschäftigt. Es sollte etwas bodenständiges sein, leicht, schön und sehr gut zu fahren. Es wurde eine Synthese aus Board-Tracker der 20er Jahre, Café Racer der 60er Jahre und das kombiniert mit Aspekten des Frisco Styles. Klingt nicht nur ungewöhnlich, sieht auch so aus.

Die Basis ist eine BMW R 50 S von 1964. Das Getriebegehäuse wurde vom Luftfilterkasten befreit und so hängt der komplett überarbeitete Motor clean im frisch lackierten Rahmen. Die Front stammt von einer R 27, das Vorderrad kommt so etwas näher an den Rahmen, was eine hohe Wendigkeit verspricht. Um dennoch ein Kippeln zu verhindern wird vorn ein 21 Zoll großes Rad verbaut, der Kumpel Werner hat es für Nils 2 cm aus der Mitte speichen müssen. Mit dem Avon Speed Master MK2 geht es jetzt locker durch die Schlaglöcher der Republik. Armin, ein weiterer Kumpel aus dem Pott fertigte den Solositz mit Keder. Der Peanut Tank von W&W Cycles gibt dem Bike zusammen mit der Linie die Frisco Note. Lackiert wurde alles von Nils selbst, lediglich für die Linien beauftragte er Ekrem Pala aus Göllheim, der das seltene Linierhandwerk bei BMW in Berlin erlernte.

Der selbstgefertigte Lenker war eine weitere Herausforderung. Ein paar Rohre landeten im Schrott bevor die gewünschte Form erreicht war. Die Blinkerschalter aus dem Zubehör wurden schon mal im Lenker versenkt, Blinker jedoch nicht montiert. Das Lukas Rücklicht aus Messing und das Bremslicht stammen von Vorkriegsmotorrädern. Nils ist ein wahrer Freund aller Fahrzeuge der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. So ist auch der schwarz lackierte Bosch Hauptscheinwerfer aus Messing von 1928 ein echter Hingucker. Natürlich wird das Fahrzeug von Hand geschaltet, Nils beweist bei einer gemeinsamen Ausfahrt das er nicht nur bauen, sondern auch gut fahren kann. Der Sound aus den selbstgefertigten Endtöpfen ist dumpf, aber nicht aufdringlich. Das zischelnde Ansauggeräusch aus den selbstgedrehten offenen Trichtern rundet den Gesamteindruck willkommen ab. Lediglich der Start des Fahrzeugs bereitet noch Schwierigkeiten. Solch ein Fahrzeug muss man erst kennenlernen meint Nils, dann dürfte auch diese Hürde genommen sein und Nils ist da angekommen wo er hin wollte, bei einem heimischen Fahrzeug das sehr gut fährt, leicht und zuverlässig ist. Ein Homerun halt.

Technik
BMW R 50 S von 1964

Motor
Zweizylinder OHV Viertakt-Boxer-Motor 490ccm (Bohrung/Hub 68x68 mm), Zweiventiler
24er Bing-Schwimmerkammervergaser
Ansaugtrichter NB-Kradtechnik
Endtopf NB-Kradtechnik
Handschaltung NB-Kradtechnik
Getriebe 4-Gang
Antrieb Kardan
Leistung 19 PS
Höchstgeschwindigkeit 145 km/h

Fahrwerk
Vollschwingen BMW Fahrwerk
Trommelbremsen
Front BMW R 27 von 1960
Hinterradfedern neu gebuchst, tiefergelegt
Reifen Vorn 3,5 x 18 Firestone Classic
Reifen hinten 2,75 x 21 Avon Speed Master MK2

Zubehör
Hauptscheinwerfer Bosch 1928
Rücklicht Lukas Norton 16H
Lenker NB-Kradtechnik
Fender Hinten NB-Kradtechnik
Peanut Tank W&W Cycles
Minitacho W&W Cycles

Metrie
160kg vollgetan

Fotos und Text Frank Bick
http://www.motorradphilosophen.de/twopercenter-ich-schraube-also-bin-ich/homerun-bmw-r50s-bobber-nb-kradtechnik-soest.html